Konzert 2022 - Nachlese

Vielseitigs Herbstkonzert des Musikverein Polch  bewegt und begeistert

 

 
Eine gut gefüllte Konzerthalle, perfekte Licht- und Tontechnik, ein liebevoll mit Blumen und Fotos detailreich geschmückter Vor- und Konzertraum, zudem eine professionelle Bewirtung durch die befreundeten Vereine Freundeskreis Polch-Vineuil und Verein Akademie Polch. Der Rahmen stimmte. Das Licht ging aus. Bernhard Wibben, der vertraut angenehme humorvoll-geistreiche Moderator des Abends kündigte am vergangenen Samstag pünktlich um 19 Uhr die knapp 40 Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Polch an. Unter herzlichem und noch zurückhaltend-erwartungsvollem Applaus nahmen sie ihre Plätze ein und gaben ihrem Dirigenten Jonas Häring die Ehre. Mit dem dynamisch vorgetragenen Marsch „Schloss Horneburg“ startete das abwechslungsreiche Abendprogramm. Das Stück „Adebars Reise“ entführte die Zuhörer auf einen phantasievollen musikalischen Storchenflug von Europa nach Asien. Dabei machten besonders die Flöten, Klarinetten und Saxophone durch Präzision in Rhythmik und Läufen Vogellaute und deren Unterhaltungen lebendig. Mit ihrer warmen und sicheren Stimme machte Sabine Daeges klar, dass Tina Turners Stück „Simply the Best“ gut zu ihr passt. Von einem satten Sound getragen erzeugte sie Partystimmung der 1980er Jahre. Nun wurde es mystisch. Von kräftigen Olifanten- bis zu tapsigen Hobbitschritten war das ganze Spektrum erlebbar, das Buch und Film „Der Herr der Ringe“ bieten. Die stark besetzte Rhythmusgruppe des Vereins baute dabei gezielt und treffend die richtige Spannung auf. Noch sichtlich bewegt kam im Anschluss Erleichterung auf. Von spielerisch-leicht bis zickig-spitz interpretierte der Verein „Du hast den Farbfilm vergessen“. Nina Hagen hätte ihre Freude gehabt. Das Publikum war begeistert. Mit der Polka „Auf der Vogelwiese“ wurde es zünftig. Tempowechsel, kollektiver Gesang, harmonische und auch in hohen Lagen sichere Tenorhörner und nicht zuletzt gruppenweises Aufstehen der Musiker während des Spielens schickten ein begeistertes Publikum in die Pause.
Nach dieser stimmte das Akkordeon von Thomas Pinger die Zuhörer in eine gemütliche Schunkelatmosphäre ein, die Peter Alexander mit dem Schlager „Die kleine Kneipe“ einst besungen hat. Die strahlenden Trompeten rissen mit ihren treffenden und sicheren Einsätzen alle Anwesenden prompt aus der Duselatmosphäre, als die Polka „Schöne Urlaubszeit“ zu Gehör kam. Gut so, denn so waren alle bereit für Michael Veit. Dieser sang und performte Klaus Lages „1000-mal berührt“ professionell dynamisch und begeisternd. Der Weg war geebnet für ein Medley mit Liedern der Neuen Deutschen Welle, bei dem Tuba und E-Bass ein dynamisches, sicheres und abwechslungsreiches Fundament bildeten. Währenddessen wurde nicht nur mitgeklatscht und mitgesungen. In der ersten Reihe dirigierte Samuel, der dreijährige Sohn des Tenorhornisten Andreas Rieser kräftig mit. Doch das Angebot des Dirigenten, das Dirigat beim nächsten Stück auf der Bühne zu übernehmen, lehnte er schüchternerweise in diesem Jahr noch ab. Sabine Daeges sang fetzig „Hot Stuff“ von Donna Summer, bei dem neben ihr vor allem die Posaunen bei schnellen Läufen und Glissandi ihr Können zeigten. Diese werden allerdings auf ihren Stimmführer verzichten müssen. Nach 49 Jahren Vereinstätigkeit wurde Heinz-Dieter Küpper vor dem letzen Stück des Abends für seinen langjährigen zuverlässigen Einsatz herzlich gedankt. Ein wirklich bewegender Moment. Hierzu passte das gefühlvoll vorgetragene Abschlussstück von ABBA, „The Way Old Friends Do“, bei dem sogar Tränen flossen. Als obligatorische Zugabe wurde „De Polche Jung“ gespielt. Viele Zuhörer sangen den Refrain mit.
In mehrfacher Hinsicht wurde am Konzertabend das Motto „Lieblingsplatz Musikverein“ deutlich. Der Dirigent sowie die Musikerinnen und Musiker haben offensichtlich ihren Lieblingsplatz im Musikverein Polch gefunden. Geschlossenheit, kollektive Dynamik und Spielfreude dominierten den Abend. Dass auch die Zuhörerinnen und Zuhörer ihren Lieblingsplatz beim Verein gefunden haben, war in der Pause und nach dem Konzert im Foyer deutlich zu hören und zu spüren.